Immer mehr berufstätige Ärzte in Deutschland: Warum sprechen bloß alle von einem Medizinermangel?
Immer wieder hört man heute den Aufschrei, mehr Mediziner braucht das Land. Schaut man aber mal ganz genau hin, scheint die Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte in Deutschland mehr als ausreichend zu sein. Warum, also reden bloß alle von einem medizinermangel in Deutschland?
Jährlich gibt es mehr Ärzte in Deutschland. Dennoch scheinen sich die Lücken für die Patienten aber nicht zu schließen. Im Gegenteil, in manchen Regionen unseres Landes scheinen diese sich noch zu vergößern. Innerhalb von einem Jahrzehnt stieg die Anzahl der Mediziner aber um 53.155. So gab es 2013 insgesamt 357.252 berufstätige Mediziner. 1980 kamen auf einen Arzt noch 452 Einwohner, 2013 waren es nur noch 230. Aber warum wird weiterhin von einem Ärztemangel in unserem Land gesprochen?
Das Alter der berufstätigen Ärzte spielt hier eine bedeutende Rolle. Das Durchschnittsalter der neidergelassenen Mediziner stieg in den letzten 10 Jahren von knapp 46,7 auf 53,1 Jahren. Immer mehr Mediziner gehen somit in ihren wohlverdienten Ruhestand. Im vergangenen Jahr stieg diese Zahl auf 3,8 %.
Viele Ärzte sind nur noch in Teilzeit beschäftigt
Zusätzlich kommt hinzu, dass immer mehr Ärzte es vorziehen eine Teilzeitstelle zu besetzen. Zumal es auch immer mehr weibliche Mediziner gibt. 2005 arbeiteten noch 42.000 Ärzte in Teilzeit, im letzten Jahr hingegen waren es schon 54.000. Eine Ursache ist natürlich, dass viele Ärztinnen so einfacher ihren Beruf mit ihrer Familie vereinbaren können.
Schon jetzt benötigen ländliche Kliniken Ärzte aus dem Ausland um bestehen zu können. So stieg hier die Zahl allein in einem Jahr um 3000 ausländische Mediziner. Vor einem Jahrzehnt stammten lediglich 10.275 Mediziner aus anderen Ländern. Heute sind es schon 31.236 ausländische Ärzte, die in Deutschland beschäftigt sind.
Attraktive Regionen sind gut ausgelastet
Wäre es möglich Mediziner nach Bedarf in Deutschland einzusetzen, wären vermutlich alle Patienten sehr gut versorgt. Attraktive Regionen können sich kaum über einen Ärztemangel beschweren. In Hamburg kommen auf einen Arzt lediglich 151 Einwohner, in Brandenburg sind es 276. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sieht es hingegen gar nicht so rosig aus, denn bis zum Jahr 2025 suchen hier sieben von zehn Hausärzten einen Nachfolger.
Gerade in ärmeren Gegenden lassen sich nur wenige Mediziner nieder. Hier haben vor allem Kassenpatienten stets das Nachsehen. Wohlhabende Regionen in Deutschland sind hingegen zu Genüge mit Ärzten besetzt und können sich über einen Medizinermangel kaum beschweren. (stern.de/Basil Wegener/dpa)
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