Deutschland: Das Aus für den deutschen Meisterbrief?
Nicht alles, was aus Brüssel kommt, ist gut. Das bekommt auch die Handwerkerbranche in Deutschland dieser Tage zu spüren, denn die EU Kommission plant, die gängigen Berufsqualifikationen innerhalb der Europäischen Union anzugleichen.
In diesem Zuge soll auch der Zugang zu bestimmten Berufen beschränkt werden, was unter anderem den Stand der deutschen Handwerksmeister gefährdet. Dies dürfte nicht nur Unternehmen der Branche interessieren, sondern auch den Werkzeughandel, zum Beispiel TBS Aachen oder Aufstiegsfortbildungs Anbieter für die Meisterschule.
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hat aktuell die Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, die Anforderungen, die bisher in 740 Berufen geherrscht haben, aufzulisten, zu sichten und die Ergebnisse nach Brüssel zu vermitteln. Daraus könnten sich Folgen für den Zugang zu bestimmten Berufen ergeben, die je nach Mitgliedsstaat allerdings variieren können, so Barnier. Bei dem Projekt, das bis Ende 2016 abgeschlossen sein soll, geht es vor allem um die Zulassung zu Berufen der Apotheker, Ärzte, Elektrotechniker oder Handwerker. Eine Änderung in Bezug auf den Berufsstand der Krankenpfleger war bereits abgelehnt worden. In Brüssel hatte man anvisiert, nur noch Leute mit Fachhochschul- beziehungsweise Hochschulreife überhaupt an die Patienten zu lassen, doch das europäische Parlament hatte die Forderungen schließlich zurückgewiesen.
Nun geht es möglicherweise den Handwerkern an den Kragen.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks reagierte mit nur geringer Begeisterung auf die Änderungen, die vielleicht bald bevorstehen. Der deutsche Meisterbrief dürfte von den neuen Bestimmungen nicht betroffen sein, so Generalsekretär Holger Schwannecke. Die Schwächung des bewährten Qualifizierungssystems sei nichts anderes als ein Angriff auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. In Brüssel reagierte man erstaunt auf die Aufregung in Deutschland. Das deutsche System funktioniert gut und das wissen wir auch, so heißt es aus Kommissionskreisen. Für die Beschränkung des Zugangs zu manchen Berufen gebe es aber gute Gründe, zum Beispiel den Verbraucherschutz. Außerdem würden momentan ja von den Mitgliedsstaaten nur Einschätzungen verlangt, die bis 2016 gesammelt werden. Akut bedroht werde also noch kein Berufsstand.
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